Kleines Auto ganz groß – Delphi Konzeptauto EVE

Die Idee, die Möglichkeiten moderner elektrisch/elektronischer Architekturen in Kombination mit den aktuellsten Delphi Technologien auf so transparente Weise sichtbar und im wahrsten Sinne des Wortes erfahrbar und mobil zu machen, hatte Ingenieur Thomas Bolte, Manager E/EA Tool Development im Delphi Kunden-Technologiezentrum Wuppertal. Der geistige Vater von EVE (Engineering Vehicle Electric/ Electronic), dem kleinen Plexiglas-Auto mit dem High-Tech-Innenleben, arbeitet mit seinem Team gerade an „EVE II“, welches aufgrund der hohen Nachfrage speziell für den nordamerikanischen und asiatischen Markt gefertigt wird.

Herr Bolte, wie entstand die Idee für EVE?

Wir arbeiten bei Delphi seit langem mit der Darstellung des elektrischen Innenlebens von Autos mit Hilfe von Plexiglas-Hüllen, um unsere Technologien für unsere Kunden sichtbar zu machen. So entstand schon 1995 ein „lebensgroßes“ Display eines Pkw. Das erwies sich aber als nicht sehr praktikabel, weil zu groß und somit schlecht transportierbar. Dieses erste Display hat mittlerweile einen festen Platz im Foyer des Kunden-Technologiezentrums in Wuppertal gefunden. Mit dem Transportproblem des Vorgängermodells war aber auch die Idee für „EVE“ geboren: Wir wollten ein kleineres, transportables Display schaffen, das wir bequem zu Kunden-Shows und Messen in ganz Europa, auf denen Delphi sich präsentiert, mitnehmen konnten. Es sollte modular aufgebaut sein, so dass man unterschiedliche Schwerpunktthemen damit abbilden kann. EVE sollte dazu dienen, unseren Kunden Einblicke in praktisch alle Produktbereiche von Delphi zu erlauben. Der entscheidende Unterschied zu herkömmlichen Displays war aber sicher, dass EVE auch fahrtüchtig sein sollte.

Wie wurde EVE realisiert?

Als die Delphi Marketing-Experten die Entwürfe sahen, erkannten sie sofort das Potenzial der Idee. Die Entwicklung von EVE lief ähnlich wie bei einem Serienfahrzeug. Das Design entstand komplett in unserem CAD-System. Rahmen, Motor und die Elektrisch/ Elektronische Architektur haben wir selbst, teilweise mit viel Handarbeit, entworfen und realisiert. Lediglich die Plexiglas-Hülle wurde zugeliefert. Nach und nach wurde entschieden, welche Technologien bei EVE im Einzelnen eingebaut werden, und wer die Ressourcen beisteuert.

EVE ist ein reines X-by-wire-Fahrzeug – die Steuerung erfolgt rein elektronisch -, in dem die Mechanik auf ein Minimum reduziert und von Mechatronik und Elektronik abgelöst wurde. In der Basisversion finden sich allerneueste Delphi Hybrid-Bauteile, neuste Steckverbinder ebenso wie Leitungsätze nach den „Bill of Design“ Richtlinen sowie extrem flache LED-Lichtsysteme der neuesten Generation.

Mit der Powerline-Communication kann nachträglich eingebautes Elektronikzubehör leicht über die Stromversorgung ans Datennetz angeschlossen werden. Weitere Highlights sind der pyrotechnische Batterietrennschalter, IWC-Stecksysteme und vieles mehr. Insgesamt haben wir 50 verschiedene Features und zahlreiche Delphi Technologien in EVE eingebaut und integriert.

Leider waren wegen der Plexiglas-Haut nicht alle Technologien darstellbar. Beispielsweise sind „Keyless Entry“-Systeme auf eine metallische Außenhülle des Fahrzeugs angewiesen. Nur dann kann die Elektronik „innen“ und „außen“ unterscheiden.
In der Basisausstattung haben wir verschiedene Einbauflächen freigehalten, damit EVE auch mit zusätzlichen Technologien ausgerüstet werden kann. So hatte auf der diesjährigen CeBIT eine Version von EVE Furore gemacht, die zusätzlich mit dem modernsten Unterhaltungselektronik-Elementen ausgestattet war: Black-Tie-Navigationssystem, mobiles DVB-T-Digitalfernsehen und den neuesten integrierten Antennenempfangssystemen von Delphi Fuba Reception Systems zeigten den Besucher Delphis Kompetenzen im Bereich Mobile Multimedia. Auf der führenden Elektronik-Fachmesse Electronica hingegen präsentierte EVE dem Publikum den Stand der Dinge in Sachen Steckverbinder.
In welcher Ausstattung EVE auch auftritt, es sorgt für „Aha-Effekte“. Denn man sieht bei EVE nicht nur, wie die Technologien funktionieren, sondern man erfährt auch in anschaulicher Weise, wie die größtenteils bereits marktfähigen Produkte im Serienfahrzeug eingebaut werden können.

Wie lange haben Sie an EVE I gearbeitet?

Das Team kam im Wesentlichen vom Tool und Modell-Shop in Wuppertal. Die Kollegen in Gummersbach, von Delphi Grundig in Nürnberg und Delphi Fuba Reception Systems in Bad Salzdetfurth haben viele wertvolle Anregungen und so manche Arbeitsstunde beigesteuert. Wir haben insgesamt etwa 1800 Personenstunden gebraucht, und EVE in acht Monaten fertig zu stellen.

Denken Sie denn tatsächlich an eine Serienfertigung?

Das werden wir wirklich sehr oft gefragt. In jedem Fall haben wir mit EVE bewiesen, dass wir dazu in der Lage wären, ein fahrfähiges Auto auf die Straße zu bringen. Aber wir denken nicht ernsthaft daran, EVE in Serie gehen zu lassen. Allerdings arbeiten wir gerade am Schwestermodell EVE II, welches im Herbst fertig werden soll. Dieses Mal wollen und werden wir es in zwei Monaten statt acht schaffen.

Wird EVE II genauso aussehen wie EVE I?

In der Basisversion wird EVE II identisch sein mit EVE I. Die Unterschiede werden in den gezeigten Zusatztechnologien liegen. EVE II ist als Showcar für den nordamerikanischen und asiatischen Markt gedacht, wo teilweise andere Technologien abgefragt werden als in Europa. Wenn sich im Oktober bei der Toyota Tech Show in Nagoya, Japan, der Vorhang für EVE II hebt, wird man darin Digitalradio statt DVB-T entdecken können, und es wird wesentlich mehr Wert auf Illumination, farbig strukturierbare Elemente und andere optisch aufwendige Produkte gelegt werden, die in Asien eine viel größere Marktbedeutung haben.

Das Interview führte Carsten Titt

Thomas Bolte (41) ist Nachrichtentechnik-Ingenieur. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Ruhr-Universität Bochum und ist seit 18 Jahren bei Delphi tätig. Nach Aufgaben in den Bereichen Industrieelektronik und Fahrzeugelektronik war er von 2001 bis 2007 für neue Technologien bei EEA (Electric/ Electronic Architecture) zuständig. Seit März 2007 ist er Manager E/EA Tool Development im CTC Wuppertal.

4 Kommentare » Schreibe einen Kommentar

  1. Herr Titt sollte in den Journalismus wechseln. Sehr gut gemacht, das Interview! Und das für einen Techniker, dem man normalerweise nicht gerade ein Talent zum Schreiben nachsagt. Übrigens finde ich den Namen „EVE“ sehr treffend: knackig und weiblich intuitiv.

    Fröhliches Arbeiten
    Angela Scheufler

  2. Für mich als Fotograf der Automobilindustrie ist es auch nach den vielen Jahren der fotografischen Auseinandersetzung mit den Innovationen der Automobil-Zulieferer immer ein besonderes Highlight für DELPHI zu arbeiten. Im besonderen EVE – die sich mit so großartigen Entwicklungen auf derart kompremiertem Raum so übersichtlich, transparent und stylisch präsentiert, ist schon enorm. Fotografisch eine Herausforderung – optisch und technisch ein Leckerbissen. Da haben die Entwickler und das Team um EVE ganze Arbeit geleistet.
    DELPHI macht (eben nicht nur) Kabel „sexy“ …. !

    Weiter so …
    Andreas Horch

  3. Wieso ist die Nachfrage speziell für den nordamerikanischen und asiatischen Markt so groß? Wieso etabliert soch so was nicht in Europa, insbesondere in Deutschland?

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