Der Delphi Geschäftsbereich Packard Electrical/Electric Architecture ist für das Bordnetz und somit für die sichere und effiziente Energieverteilung im Auto verantwortlich. Weltweit ist etwa jeder 4. Pkw mit Elektrik von Delphi ausgestattet. Elektro- und Hybridautos werden nicht nur das Straßenbild verändern, sondern ändern auch die bekannte Autotechnik. Darum ist das, was derzeit in Berlin zum Thema E-Auto Forschung beschlossen wird, wichtig für einen Kfz-Elektrik- und Elektronikzulieferer; denn das E-Auto ist mehr als nur die Batterie. Hier nun aktuelle Aussagen von Stefaan Vandevelde (hier links im Bild), Vize Präsident des Delphi Geschäftsbereiches Delphi Packard Electrical/Electric Architecture und Präsident des Delphi Packard Produktbereiches Bordnetze (mit Sitz am Kunden-Technologie-Zentrum Wuppertal, Delphi Deutschland GmbH):Steht neben der Batterie auch die Kfz-Elektrik durch E-Mobilität vor neuen Herausforderungen?
Die E-Fahrzeuge haben eine vor einigen Jahren noch nicht denkbare Dynamik bekommen. Diese Dynamik unterstützen wir als globaler Zulieferer in allen vier Regionen.
Auf Delphi, als Hersteller der Elektrik-Elektronik Architekturen für Automobile, sind damit neue Aufgaben hinzugekommen. So widmen wir uns neu dem Hochvolt-/Hochstrom-Netz und auch das Thema EMV spielt eine ganz neue Rolle. Damit wächst der Entwicklungsaufwand für das Elektro- oder Hybridfahrzeug. Das Hochvolt-Kabel ist hierfür ein gutes Bespiel. Es muss zweifach abgeschirmt werden, um zwei Frequenzbereiche abzuschotten.
Welche Rolle spielt die Elektronik für den Bordnetzhersteller?
Gemeinsam mit den Kunden haben wir mit hohem Aufwand sehr viel in die Sicherheit investiert. Wir müssen schließlich sicherstellen, dass eine Hochstrom-Steckverbindung beim Lösen keinen Brand auslöst. Daher muss sich das System kurz bevor die Kontakte voneinander getrennt werden selbständig abschalten. Wir entwickeln und liefern dabei nicht nur die mechanischen Komponenten, sondern auch die erforderliche Elektronik, die früher ja überhaupt nicht notwendig war.
Fordert und fördert E-Mobilität die Weiterentwicklung der unternehmerischen Kompetenz?
Ja und wir sind froh, dass wir als Bordnetzhersteller schon längst aus der reinen Kupfer- und Kabelwelt herausgetreten sind. Ein gutes Beispiel hierfür sind unsere intelligenten Batteriesensoren, in denen ein Mikrocontroller ganz ohne Säuremessung aus dem Lade-/Entladeverhalten Aufschluss über den Zustand der Batterie liefert. Früher war da lediglich eine Doppelsicherung enthalten.
Zusätzlich zum Fahrzeug selbst kommt noch die gesamte Infrastruktur hinzu, denn die Autos müssen geladen, gewartet und repariert werden. Dazu sind wir unter anderem in den wichtigen Gremien vertreten, die sich mit Lade-Infrastruktur beschäftigen. Auch auf dem Sektor „induktives Laden“ über eine Ladematte, die sich unter dem Fahrzeug befindet, sind wir aktiv. Wir haben zusammen mit einem Partner hierfür die erste Lösung entwickelt, die auch wirklich funktioniert. Analog dazu bieten wir jetzt eine Lösung an, mit der sich Kleingeräte wie ein Handys, Smartphones, Blackberrys etc. im Fahrzeug kontaktlos und ganz ohne Steckadapter laden lassen.
Die Aufgaben haben sich erweitert und wir haben uns weiter entwickelt. Dieser Trend ist ungebrochen, denn für eine breite Markteinführung der Elektromobilität haben wir einen großen Forschungs- und Entwicklungsaufwand zu leisten.
Verändert die E-Mobilität die Wertschöpfungskette?
Es sind jetzt neue Unternehmen ins Spiel gekommen, mit denen wir bisher nie zu tun hatten. Ein Beispiel hierfür sind die Batteriehersteller, von denen wir bisher praktisch eine Black-Box geliefert bekamen. Bei Hybriden ist eine Batterie bei weitem kein Commodity mehr, sondern eine hochkomplizierte Einheit mit verschiedenen gestapelten Zellen und immens vielen Sensoren. Ein Hybridfahrzeug ist in punkto Bordnetz ein normales Fahrzeug, das zusätzlich noch den gesamten Hochvolt-Teil enthält, der Volumen beansprucht und auch das Gewicht erhöht. Dieses Gesamtsystem zu verkleinern ist wiederum eine echte Herausforderung für uns als Hersteller von Bordnetzen und den E/E-Verbindungssystemen.
Angesichts des erweiterten Aufgabenfeldes, wie könnte man Delphis E/E-Architektur-Kompetenz beschreiben?
Wir könnten uns eigentlich „Spezialist für Integration“ oder „Verpackungsspezialist“ nennen: Verpackung von Elektronik, Batterien, Kabeln, Sicherheit. Dabei arbeiten wir mit fast allen OEMs weltweit zusammen – auch in Japan, Korea, China und den USA.